Die wahren Herren der Insel
© Ina und Joachim Krüger, Keel, Achill Island
Traffic jam, gründliche und dauerhafte Missachtung der
Straßenverkehrsordnung, Nutzung der Straße als Schlaf-
platz, mutwilliges Zerstören der liebevoll angelegten
Bepflanzungen, wahlloses Verteilen von
Körperausscheidungen an allen nur möglichen Orten –
das ist das Privileg der wahren Herren, genauer gesagt
Herrinnen der Insel.
Die Schafe sind auf Achill überall.
Es handelt sich um die robuste Rasse Achill Mountain
Sheep.
Die bunten Flecken auf ihrer Wolle sind Markierungen
der Besitzer.
Im Frühling ist Lammzeit, dann sieht man überall auf der
Insel die fürsorglichen Mütter mit ihren Lämmern, oft
Zwillingen.
Schafböcke sieht man selten, die Zuchtwidder werden
gezielt eingesetzt.
Die Schafe sind ein wichtiger Aspekt der Landschaftspflege.
Sie fressen nahezu alles.
Ganze Arbeit haben sie beispielsweise mit unseren
Osterglocken und unserer Palme geleistet.
Ja, auf Achill wachsen Palmen – wenn die Schafe sie
lassen!
Unser Traum war eine Palme vorm Haus. Schon beim
Einpflanzen behielten uns die lebendigen Rasenmäher
genau im Blick. Kaum drehten wir der Pflanze den Rücken
zu, war sie auch schon abgefressen.
Die Schafe sind friedlich, völlig gelassen, wenn sich ein
Auto nähert, flüchten aber oft ziemlich kopflos vor
Fußgängern. Die Straße, die nach Keem führt, gehört
ihnen. Man kann sicher sein, sie stehen entspannt am
Straßenrand - und wechseln in genau dem Moment die
Straßenseite, wenn man mit dem Auto direkt vor ihnen ist.
Und sicher sein kann man auch, dass man ihre
Hinterlassenschaften im Schuhprofil hat, womit man es
großzügig im Auto, im Haus, im Pub....verteilt.Verdautes
Gras – der Duft von Achill.
Aber was wäre Achill ohne seine unzähligen Schafe?